Aktuellster Beitrag:

Klick for News
Klick for News

Russland

Moskau - Suzdal - Kazan - Perm - Ekaterinenburg - Tjumen - Omsk - Novosibirsk - Krasnoyarsk - Irkutsk - Baikal - Ulan Ude

Unsere Tracks zum Download

Nachtplätze findest du gesammelt in der Rubrik Facts

009 Lithauen - Russland.gpx
GPS eXchange Datei 460.3 KB
010 Russland - Moskau.gpx
GPS eXchange Datei 570.9 KB
011 Moskau - Suzdal.gpx
GPS eXchange Datei 431.2 KB
012 Suzdal - MiniSee.gpx
GPS eXchange Datei 590.9 KB
013 MiniSee - Kazan.gpx
GPS eXchange Datei 94.3 KB
014 Kazan - Perm.gpx
GPS eXchange Datei 854.5 KB
015 Perm - Yekatherinburg.gpx
GPS eXchange Datei 655.3 KB
016 Yekatherinburg - Waldlichtung.gpx
GPS eXchange Datei 287.1 KB
017 Waldlichtung - AmMoore.gpx
GPS eXchange Datei 442.4 KB

Endlich bei Mutter Russland

5.05.

... Schnell noch für 77 Cent / Liter tanken und dann ab in den erst besten Birkenwald. Wir fanden ein lauschiges Plätzchen, ganz einsam an einer Lichtung und feuerten erst mal den Grill an.

Dieses Foto entstand übrigens um 21 Uhr – man merkt wie weit man im Norden ist.
Dieses Foto entstand übrigens um 21 Uhr – man merkt wie weit man im Norden ist.
21:30 Uhr
21:30 Uhr
22:00 Uhr
22:00 Uhr

Der nächste Morgen grüßte uns wie der Abend endete, mit Sonnenschein, zusätzlich gesäumt von ein wenig Frühnebel. Bei 3°C in der Nacht in einem Moorgebiet und Sonne am Morgen eigentlich kein Wunder. Der heutige Tag sollte anstrengend werden, denn wir beschlossen bis nach Moskau zu fahren. Heute ist Sonntag, der Tag an dem der Moskauer Straßenverkehr am erträglichsten sein soll. Gesagt, getan, Ankunft in der beeindruckenden Stadt nach zwei kurzen Zwischenstopps war 18 Uhr. Überraschend fanden wir mit nur zweimal Verfahren den Stellplatz im Messegelände, zwar nicht schön, dafür aber sicher und günstig. Nach einem kleinen Spaziergang und ein wenig „Eingebohrenenbeobachtung“ speisten wir in einer echten russischen Kantine. Die Bestellung war abenteuerlich, man zahlt nicht nur den Wodka nach Gramm, das Essen aber lecker

Moskau

6./7.05.

Moskau ist eine Traumstadt, zunächst bewölkt präsentiert sie sich uns die folgenden beiden Tage strahlend, quirlig, freundlich und schön. Etwas erschwert wird unsere Besichtigung durch das Vorspiel zum 9.05. Ständig ist irgendetwas gesperrt, überall Militär, Polizei und andere ganz wichtige Menschen, die selber irgendwie gar nicht so genau wissen was vor sich geht, aber immer sehr freundlich sind. Wir fahren ausführlich Metro, laufen viel herum und wundern uns über die Kontraste zwischen neu und alt, kapitalistisch und kommunistisch, reich und arm, modern und traditionell.

Der Kreml ist fantastisch, der rote Platz leider gesperrt aber beeindruckend und wir denken oft an Matthias Rust...

 

 

Bevor es jetzt aber mit den „echten“ Moskaubildern los geht eine kleine Metro-Sammlung. Wir haben noch nie eine schönere, aber auch keine schnellere und praktischere U-Bahn kennen gelernt.

 

Nachdem der erste ganze Tag in Moskau bewölkt und getrübt durch erfolglose Registrierungsversuche war, zeigte sich der zweite Tag um so schöner.

Weiterhin ist der Rote Platz für uns gesperrt, auch der Kreml kann nicht besucht werden, der Rest der Stadt ist aber auch ein Traum.

Suzdal

8./9.05.

 

Die "Perle des Goldenen Rings" wird Suzdal genannt. Und das ist Sie wirklich, ein kleines Städtchen voll von Kirchen, Klöstern, einem sehr schönen Kreml, vielen kleinen Holzhäusern und seit neuestem auch einem Campingplatz. Für Russland echt eine Seltenheit, für uns sehr willkommener Komfort (N56 25 52.9 E40 25 19.6). Wäsche in einer richtigen Waschmaschine waschen, mal so richtig ausgiebig duschen - das liessen wir uns nach drei Tagen praktisch wild campen in Moskau nicht entgehen. Das Wetter hier ein Traum, es ist ruhig, wir spazieren lange durch die Gassen und Klostergärten und geniessen auch ein wenig die grüne Wiese des Campingplatzes.

Irgendwie erinnert uns Suzdal an südostasiatische kleine Städtchen, vollgestopft mit Tempeln und kleinen Ständen an denen man Devotionalien erstehen kann.

15.05.

 

Nachdem wir Suzdal am Morgen verlassen hatten ging es mit einem kurzen Klosterbesichtigungstop in Bogolybovo immer weiter Richtung Osten. Der Tag war geprägt von fahren, fahren und fahren.

Am Abend fanden wir einen schönen Stellplatz zwischen einem riesigen Acker und einem kleinen Teich, ruhig und einsam, eben wie es sein soll. Zum Abendessen gab es lecker Gemüse-Zungen-Suppe und dann schön bei Sonnenuntergang (22:20 Uhr) ins Bett.

 

Am Morgen des folgenden Tages mussten wir nur noch etwa 250 km bis nach Kazan, die Hauptstadt Tatarstans, überwinden. Kazan ist eine schöne Stadt, die übliche Mischung aus Historie, Moderne und einer großen Portion Baustelle. Das alles leider bei mäßigem Wetter, sodass wir es bei einem Nachmittagsspaziergang, vor allem durch den wunderschönen Kreml, beließen und am nächsten Morgen wieder den Toyota sattelten. Besonders gut gefallen hat uns das enge Zusammenleben von russisch Orthodoxen und Muslimen im Kreml.

 

Weiter ging es mit kurzem Borscht-Stopp in einer echt coolen Trucker- Lokalität nach Perm. Der Wirt schaute erst ziemlich unfreundlich (eigentlich schaute er die ganze Zeit unfreundlich) als er unsere verzweifelten Bestellbemühungen aber akzeptiert hatte, taute er auf und schenkte uns zum Abschied eine Flasche Wodka. Nicht irgendeinen selbstgebrannten Fusel, nein einen echten Kalaschnikov?! Es fällt uns häufiger auf, dass die Menschen für unser Empfinden unfreundlich wirken, dabei aber extrem freundlich agieren. Sie sehen uns zwar äußerlich gleich, Gestik und Mimik unterscheiden sich aber deutlich.

In Perm angekommen fanden wir einen Platz auf dem Parkplatz des Hotel Ural, ganz in der City und gingen nach einem kurzen Spaziergang zu Bett. Der obligatorische Großstadtbummel sollte wie immer am folgenden Vormittag stattfinden. Wetter und auch Laune leider mäßig, deshalb fiel er kurz aus. Leider sind wir momentan ziemlich mit Autoproblemen behaftet, die uns sehr beunruhigen.

 

Der 13. Mai 2013 sollte große Ereignisse mit sich bringen. Wir sollten die 33.333 Kilometergrenze überspringen und etwas später auf eigenen Rädern Europa verlassen und Asien betreten. Letzteres verpassten wir leider – also wir sind schon in Asien angekommen, haben aber die „Grenze“ nicht als solche wahrgenommen.

Der Aufenthalt in Ekaterinburg lief ähnlich wie in Perm, Wetter und Laune mäßig, Telefonate mit der Visazentrale, Registrierung ist noch immer nicht eingetroffen und verzweifelte Mails mit AlphaCab, da das Autoproblem auch noch nicht gelöst war.

 

Zeit für ein Resümee

33.333 Kilometer - Ein HZJ kommt in die Pubertät

Man sagt nach etwa dieser Distanz sei ein HZJ eingefahren.

Irgendwie hofften wir auch die ganze Zeit, dass es dann mit den „Kinderkrankheiten“, von denen wir doch einige durchleiden mussten, vorbei sei.

-       Wasser in der Kabine durch 3! undichte Rohrschellen auf der ersten Reise durch             Südfrankreich

-       Jauche im Küchenschrank durch fehlerhaft angeschlossene Toilettenentlüftung auf         der ersten Reise in Südfrankreich

-       Einspritzpumpe falsch eingestellt, erst die dritte Werkstatt fand und löste das                     Problem

-       Auf der zweiten Reise durch Kroatien lösen sich die Gummis mit denen die Kabine         auf dem Fahrerhaus abgestützt ist, es gibt heftige Schläge bei jeder Bodenwelle.             Sie werden neu befestigt.

-       Auf der dritten Reise durch Marokko lösen sich die Gummis erneut, die Schläge               hier sind heftiger, die Folgen auch. Das Fahrerkabinendach bekommt zwei tiefe               Dellen. Das Dach wird wieder ausgebeult und die Gummis wieder befestigt,                       diesmal auf massiven geschweißten Edelstahlschuhen

-       In Marokko rüttelten sich die Böden der Schubladen raus.

-       Kühlschrank defekt, muss nach langem hin und her komplett getauscht werden

-       IBS-System gibt Alarme ohne Grund, Gerät eingeschickt, aber Fehler lässt sich                 nicht finden. Nach Wiedereinbau funktioniert es wieder tadellos

-       Platine des Solarregers gebrochen

-       Ladegerät defekt, da falsch angeschlossen worden

-       Boiler defekt, da falsch angeschlossen worden

-       Direkt vor unserer Abreise Richtung Osten - Marderbiss

-       Kühlwassersystem undicht, an einem T-Stück, das das Kühlwasser für den Boiler             abzweigt. Die Schelle war zu fest angedreht und hatte das T-Stück eingedrückt

-       ...

 

Und jetzt?! Seit Polen gibt es bei Bodenwellen wieder heftige Schläge auf die Fahrerkabine. Es geht hier wirklich nur um Bodenwellen, bis Polen waren wir ja nur auf Autobahnen und exzellenten Landstraßen unterwegs. Wir versuchen seit Tagen krampfhaft die Herkunft der dramatischen Geräusche herauszufinden. Ohne Erfolg. Die Gummis schlossen wir zunächst aus, erstens dachten wir, dass die Drittbefestigung durch den Hersteller nun doch sicher halten würde und zweitens konnten wir, im Gegensatz zu den letzten beiden Malen, keine Veränderungen an den Gummis sehen.

Wir untersuchten alle anderen möglichen Problemstellen wie die Lager der Kabine und des Fahrerhauses, ich kroch Stunden unter dem Auto herum und rüttelte und schüttelte an Allem und Jedem. Barbara „surfte“ kilometerlang aus dem Fenster gehängt, um die Ursache zu sehen oder zu hören. Wir demontierten den Windfang, entfernten die Innenraumverkleidung... Gefunden haben wir nichts. 100 Mails mit dem Kabinenbauer, die uns leider nicht weiterbrachten und auch nicht beruhigten, wurden natürlich auch ausgetauscht – und das geht hier nun auch nicht so einfach wie zu Hause. Es fielen mehrfach Worte wie „Rahmenbruch“ und wir überlegten ernsthaft umzukehren, um das Problem finden und lösen zu können.

Nun gut, seit gestern sind wir uns nun sicher, es sind doch wieder die Gummis. Nervig, unerklärlich, aber nicht dramatisch. So können wir auf jeden Fall weiter fahren ohne größere Folgen befürchten zu müssen. Es scheppert halt fürchterlich, wenn man aber weiß woher es kommt ist es nur noch halb - sagen wir ein bisschen weniger schlimm.

 

So, jetzt ist aber genug geweint! 33.333 Kilometer haben auch viel Spaß gemacht, drei tolle Reisen durch Südfrankreich, Kroatien und Marokko. Unzählige Wochenendausflüge und der Anfang unserer „großen Reise“ zeigten immer wieder, dass wir uns für den richtigen Fahrzeugtyp entschieden haben. Es geht uns ums Reisen und dafür ist das Gefährt perfekt. Wir kommen überall hin, können die schönsten und einsamsten Stellplätze anfahren und haben dennoch eine Top-Komfort-Wohnung mit Strom, Heizung, warmem Wasser, einer Toilette, einem Kühlschrank und einem echt gemütlichen, allzeit bereiten, Bett. Wir genießen die Stunden im und um das Auto wirklich sehr!

Wir müssen dann jetzt wohl nur noch die „Pubertät“ durchstehen, das ist wie wir alle wissen ja die schwierigste Phase (wer das nicht glaubt kann ja mal meine Eltern fragen), und dann wird es richtig gut – Prost.

 

 

Nach all` den Begebenheiten der letzten Tage entschlossen wir, trotz der noch vor uns liegenden Kilometer, mal ein wenig zu „endschleunigen“ und suchten uns gestern bereits um 14 Uhr nach 200 Kilometern Fahrt ein lauschiges Plätzchen. Dieses fanden wir auch am Ende einer holprigen, schrägen leicht schlammigen Piste. Eine wunderschöne Lichtung inmitten eines Birken dominierten Mischwaldes. Nachdem wir die erste Stunde mit erneuter Fehlersuche beschäftigt waren – diesmal aber ja erfolgreich - gönnten wir uns bei 26°C sibirischem Sonnenschein erstmal eine erfrischende Open-Air-Dusche. Dann verdaddelten wir den Nachmittag mit lesen, Mails vorbereiten, Luftfilter reinigen und ein bisschen putzen. Den Abschluss fand` der Nachmittag dann bei rustikalem Schaschlik und lecker Krautsalat, halt richtig russisch.

Wir genießen es sehr, dass die Tage hier so lang sind. Obwohl wir bereits wieder etwa 400 Kilometer weiter im Süden sind als wir es schon waren, geht die Sonne hier immer noch erst gegen 22 Uhr unter, dafür schon um 5:30 Uhr auf.

 

15.05.

 

Heute morgen wurden wir um 5:30 Uhr von heftigem Regengeplätscher geweckt – eigentlich kein Problem, wir hatten es warm und trocken, mussten aber sofort an die etwa 2 Kilometer Piste zurück zur Straße denken. Ihr erinnert euch? Schräg, holprig, bereits gestern schlammig. Unser Fahrzeug: hoch, schwer, AT-Reifen. Wir entschieden uns für die Flucht nach vorne, packten in Windeseile alles zusammen und setzten uns, noch im Schlafanzug, ans Steuer. Mit Allrad und hinterer Sperre kamen wir mit schlingern und rutschen, aber ohne Luft ablassen zu müssen, gut durch und stellten das Auto kurz vor der Straße einfach wieder auf eine Wiese. Hier vervollständigte Barbara noch ihren Nachtschlaf und ich verfasste bei leckerem Cappuccino diese Zeilen.

So, jetzt wird gefrühstückt und wir versprechen für die Zukunft gute Laune, weniger Text und mehr Bilder! Nasdrovje.

 

Auf der Zielgerade zum Schaschlik
Auf der Zielgerade zum Schaschlik
Nach der "Flucht"
Nach der "Flucht"

18.05.13

Und täglich grüßt das Murmeltier....

Heute war es bereits 4 Uhr als wir von heftigem Regen geweckt wurden, diesmal harrten wir „cool“ bis 6 Uhr aus, entschieden uns dann aber nach der gestrigen Buddelei wieder für die Flucht. Jetzt sitze ich erneut hier, trinke Kaffee und tippe während Babsi wieder pooft. Aber jetzt vorne:

Nachdem der 15. Mai so regnerisch begann, beschlossen wir Tjumen links liegen zu lassen und weiter an einen wieder ruhigen Stellplatz zu fahren. Es goss zunächst in Strömen, lichtete sich gegen Mittag aber und wir hatten einen schönen Nachmittag und Abend. Dem Ural hinter uns gelassen, sind wir nun in Sibirien. Sibirien ist mit etwa 7000 Kilometern Breite und 3500 Kilometern Länge das größte Land der Erde. Es ist so groß wie Europa und die USA zusammen...

Wir durchfuhren unspektakuläre aber sehr schöne Landschaft und fanden gegen Nachmittag wieder ein sehr lauschiges Plätzchen abseits der M7.

 

16.05.

Es waren noch 200 Kilometer bis Omsk, die Sonne lachte und wir freuten uns auf die Stadt. Wie immer befinden sich am Rande der großen Städte – und irgendwie sind alle Städte hier echt groß, wir waren außer in Suzdal noch in keiner unter 1,1 Mio Einwohnern – riesige Einkaufszentren. Wir steuerten das erste an, da es dort immer offenes WIFI gibt und wir dringend ein paar Mails losschicken mussten, da sich unsere bisher verschwiegenen Probleme mit dem Motor weiter zuspitzten (später mehr).

 

Omsk ist traumhaft schön. Die Sonne lacht und wir fanden direkt in der City an der Mündung des Om in den Irtis einen perfekten Parkplatz. In Omsk ist das Parken überall kostenlos und unproblematisch, man muss nur ein bisschen suchen bis man was Freies in unserer Größe findet. Wir bummelten entspannt durch die schöne Stadt und genossen das quirlige aber entspannte Getummel. 

 

Da sich unser Bummel etwas in die Länge zog, entschlossen wir in der Stadt zu übernachten. Wir versetzten das Auto auf die andere Om Seite auf einen ruhigen Parkplatz mit traumhafter Aussicht auf die Flussmündung und die Altstadt.

 

17.05.

Dieser Tag stand unter dem Motto Sibirien, Sonne und Werkzeug. Wir machten uns auf  Richtung Novosibirsk mit dem Plan unterwegs unsere Motorprobleme anzugehen. Seit einiger Zeit merken wir einen deutlichen Rückgang der Motorleistung. Das Überholen fällt schwerer, man hat zwischendurch das Gefühl, jemand würde für einen Bruchteil einer Sekunde das Auto hinten festhalten und das Gaspedal ist bei gleicher Geschwindigkeit jeden Tag ein bisschen tiefer durchgedrückt. Das alles ging sehr schleichend, vor ein paar Tagen habe ich Luftfilter und Schnorchel gereinigt bzw. überprüft, half aber nix. Insgesamt wollten wir das hinnehmen und in Ulanbator der dortigen Toyotawerkstatt vorführen. Da sich das Problem aber weiter zuspitzte und wir es heute mit Vollgas nicht mehr über 90 km/h schafften beschlossen wir anzugreifen. Zunächst ersetzte ich unsere Wegfahrsperre wieder mit einer ordentlichen Sicherung – alles blieb wie es war. Dann drehte ich die Dieselpumpe etwas fetter, das Problem wurde schlimmer. Dieselpumpe etwas magerer gedreht, es blieb wie es war. Per Mailseelsorge hatten wir den Tipp bekommen die Dieselzuleitung von der Pumpe zu trennen und das dortige Sieb zu reinigen – haben wir erfolglos versucht, hätte aber auch nix gebracht, unsere Dieselleitung hat da gar kein Sieb.

Zuletzt entschied ich mich doch, wider bessern Wissens, den Dieselfilter auszuwechseln. Dabei hatte ich etwas Bauchweh, hatten wir doch bisher nur optimalen Diesel getankt und ich hatte Sorge den Ersatzfilter später auf unserer Reise besser gebrauchen zu können. Und siehe da, alles wieder gut!!!

Die Laune, die vorher überraschend gut war, wurde exzellent und wir beschlossen den erfolgreichen Tag in der sibirischen Sonne ausklingen zu lassen. Inzwischen habe ich übrigens in den Untiefen unserer Kabine einen zweiten Ersatzfilter gefunden.

 

In nur zwei Anläufen war ein toller Stellplatz gefunden. Der erste Anlauf dauerte dabei leider gute 45 Minuten. Wir fuhren von der Straße ab auf eine Piste, die sehr schnell ziemlich schlammig wurde, sodass wir beschlossen umzukehren. Gut 50 Meter vor der Teerstraße klappte es dann doch, ich versenkte die Karre mit der Hinterachse in einem Schlammloch. O.K. Luft raus, ordentlich buddeln und 45 Minuten später fuhren wir völlig verdreckt weiter.              

Der zweite Anlauf war von Erfolg gekrönt, die Piste schlängelte sich etwa 2 Kilometer zwischen Feldern und kleinen Birkenwäldchen ziemlich trocken bis zu einer schönen Wiese dahin. Hier blieben wir und verbrachten den Nachmittag mit rumsitzen, spazieren gehen und Tajine kochen.

 

18.05.

Den Anfang kennt ihr ja schon, inzwischen ist Babsi auch aufgestanden, jetzt noch gemütlich frühstücken und dann geht es auf nach Novosibirsk – klingt cool, oder?

 

18.05. – Die Zweite

Die Fahrt nach Novosibirsk war extrem unangenehm, es schüttete wie aus Eimern und wir hatten starken, böigen S/E-Wind. Er kam also von vorne rechts, was dazu führte, dass wir gut 2,5l/100km mehr verbrauchten. Dennoch kamen wir an. Novosibirsk stand unter Wasser. Bereits während der Fahrt hatten wir uns gegen eine Sightseeingtour und für Zirkus entschieden.

 

Zirkus erfreut sich in ganz Russland großer Beliebtheit und so gibt es in Novosibirsk sogar ein festes, riesiges Zirkusgebäude in dem wechselnde Ensemble auftreten. Wir erstanden zwei Karten und nisteten uns direkt auf dem Zirkusparkplatz ein.

Die Vorstellung war sehr schön, bunt, schrill und kitschig und zum Glück gab es nur wenige Nummern mit gequälten Tieren. Ein absolutes Novum für uns war ein dressiertes Känguru.

 

19.05.

Es weht ein eisiger Wind - 6°C. Nur weinige blaue Flecken sind am Himmel zu sehen und es riecht erneut nach Regen. Das größte Bahnhofsgebäude an der Transib wollen wir uns trotzdem noch anschauen, bevor wir den Novosibirsk – Besuch abbrechen und weiter Richtung Krasnojarsk fahren. Im Bahnhof dann noch schnell das offene WIFI nutzen und weiter geht es.

 

Unterwegs lichtet sich der Himmel immer wieder und gibt die Sicht auf ein traumhaft schönes Sibirien mit unendliche Wäldern, riesigen Feldern und schönen Dörfern frei. Die Stellplatzssuche gestaltet sich erneut etwas schwierig, da alles unter Wasser bzw. Schlamm steht. Wir finden ein schönes Plätzchen und genießen die vorher am Straßenrand gekauften Pilze.

 

Kennt jemand diesen Pilz – und – war es klug ihn zu essen?
Kennt jemand diesen Pilz – und – war es klug ihn zu essen?

20.05.

Der kommende Morgen beginnt mit einer Überraschung, wir leben noch. Die Pilze schmeckten also nicht nur sehr gut, sie taten uns auch nicht schlecht.

Die Reise geht weiter in Richtung Krasnojarsk. Das Wetter ist weiter schlecht, die Strasse wie immer und wir nutzen die Zeit unsere Sightseeingtour in der Stadt zu planen.

Krasnojarsk ist und war das nukleare Zentrum Russlands. Der Grund dafür ist seine Lage, es ist die Stadt die am Weitesten von allen Grenzen entfernt liegt.

 

In Krasnojarsk angekommen ist nach einem kurzen ersten Stadtbummel schnell ein schöner Stellplatzt direkt am Ufer des Yenisey gefunden. Zum Abendessen gehen wir in das einfache, aber echt supergute Matrioschka. Es gibt sauer Eingelegtes, Pelmeni und eine Art Goulasch.

 

21.05.

Der Morgen ist wieder lausekalt, es regnet und ist unangenehm windig. Nach einem kurzen Stadtrundgang entscheiden wir uns gegen das Museum und für die Weiterreise. Der Wetterbericht verspricht besseres Wetter weiter im Osten... wir kommen nicht weit genug, es bleibt grau in grau.

 

22.05.

Heute hält der Wetterbericht was er versprochen hat. Gegen Nachmittag zeigt der Himmel erste Struktur und unseren abendlichen Stellplatz finden wir bei strahlendem Sonnenschein zwischen einem großen Feld, einer Wiese und einem Waldstück. Wir gönnen uns mal wieder eine Dusche und feine „Rote-Beete-Pasta“.

 

23.05.

Bei blauem Himmel, Nebel und 4°C begeben wir uns auf die Zielgerade. Schnell sind die letzten 300 Kilometer bis Irkutsk geschafft. Wir landen in einer quirligen aber sehr sympathischen Stadt. Unser erster Gang ist in die Touristen Info, wo wir neben anderen Kleinigkeiten um einen Stellplatztip bitten. Die beiden netten Mitarbeiter sind so perplex von uns, unserer Reise oder unserem Auto, dass sie uns kurzerhand im Innenhof des Irkutsker Museum stehen lassen – perfekt.

Wir schlendern durch die Stadt auf erster Erkundungstour, versuchen erfolglos unsere Wäsche waschen zu lassen, genießen dabei aber seit Tagen erstmals wieder 20°C.

 

 

24.05.

Unser Stellplatz im Museumshof (N52 17 12.4 E104 18 15.0) ist nicht nur sicher, sauber, schön und für Stadtverhältnisse ruhig, wir verfügen sogar über Wifi direkt im Auto. Dies nutzen wir gerne um mit Miri um den Fantl Senioren zu skypen – cool!

Wir verbringen den ganzen Tag mit Besichtigung und einem erneuten Bummel über den wirklich schönen hiesigen Markt, wo wir unsere Lebensmittel für die kommenden Tage aufstocken.

 

25.05. – 27.05.

Heute ist es so weit, wir fahren an den Baikalsee und dann sofort auf dem Baikalsee nach Olchon. Olchon ist mit 70 x 10 km die größte Insel im Baikalsee und die einzige bewohnte ohnehin. Der Baikalsee ist der weltgrößte und mit über 1600m auch tiefste See. Er bevorratet 1/5 der gesamten Süßwasser Reserven unseres Planeten. Würde man den See ausschütten, stünde die gesamte Erde unter Wasser. Das Internet behauptet unter 20 cm Wasser, Jörg hat es nachgerechnet und sagt es wären nur gut 15 cm. Sei´s drum, unglaublich viel halt.

Bereits die 250 km lange Anfahrt von Irkutsk ist wirklich schön, hügelig, Wälder & Steppe – einfach schön.

 

Auf Olchon erwartet uns eine Überraschung, der gerade erst aufgetaute See schwimmt noch voller Eisschollen, die sich besonders in den traumhaften Buchten sammeln.

Es ist wunderschön, noch viel schöner als wir es uns je erträumt hätten: Steppe, Wald, Hügel, Klippen, Sandstrand, Wasser – alles auf engstem Raum.

In Chuzir, dem Hauptort der Insel, geben wir einen Teil unserer Klamotten, also Hosen und Pullis, bei Nikita`s, dem vermutlich bekanntesten Backpackers Sibiriens zum Waschen ab. Im Ort kann man sehen, dass sich hier während der Saison doch einige Touristen tummeln. Alles ist voll von noch geschlossenen Cafes, Guesthouses und Touranbietern. Hier erstehen wir auch das Permit für den Nationalpark und machen uns auf Richtung Norden (ca. 40km), mit dem Plan am Cap Choboi einen Platz für die Nacht zu finden. Das Gespräch mit zwei deutschen Reisenden, die erzählen die Strecke in den Norden sei sehr anspruchsvoll und eigentlich nur mit den hiesigen 4x4 „Russenbussen“ zu fahren, beunruhigt uns nicht weiter. Die ersten Kilometer geht es über Wiesenpisten, steile Auf- und Abfahrten, Tiefsandpisten und Geröll mit immer wieder traumhaften Aussichten auf den See, die Steppe und die Wälder gut voran. In einem Waldstück, in dem es zu dem auch noch leicht Bergan geht verstehen wir dann was die beiden Deutschen meinten. Es ist schlammig mit extrem tiefen Auswaschungen und tiefen , von Traktoren hinterlassenen, Spuren. Wir kämpfen uns Stück für Stück mit extremen Schrägfahrten unter tief hängenden Bäumen auf diesem glitschigen Untergrund voran. Für Fotos haben wir in diesem Moment leider keinen Kopf zumal es durch den einsetzenden Regen immer glitschiger wird. Für etwa 3 km brauchen wir gute 90 Minuten – die sicher anspruchsvollste „Offroadtour“ die wir bisher mit unserem Auto fahren mussten. Pünktlich als wir den Wald verlassen kommt wieder die Sonne durch und es hört auf zu regnen. Wir beschließen ohne weitere Umwege einen schönen Platz für die Nacht zu suchen – und den finden wir auch - aber seht selbst. (N53 18 45.9 E107 38 16.5)

 

Heute wird ausgeschlafen und ausgiebig mit dieser Traumaussicht gefrühstückt. Wir verdaddeln den Morgen mit Wäsche waschen, Kabine putzen, Auto abschmieren und kleineren Reparaturen. Nach der „Mittagspause“ packen uns dann doch wieder die Hummeln und wir brechen auf gen Norden. Es ist einfach nur Atemberaubend. Wir fahren neben dem Cap Choboi, dem nördlichsten Zipfel der Insel, noch viele weitere traumhafte Stellen an, machen kleinere Spaziergänge und nisten uns dann an einem wieder unfassbar schönen Platz (N53 23 35.7 E107 43 44.7)ein. Jetzt sind wir richtig im Urlaub angekommen.

 

Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg zurück nach Chuzir. Das vorher beschriebene Waldstück ist die einzige Nord – Süd – Verbindung und so begleitet uns ein leicht flaues Gefühl in der Magengegend. Heute ist alles aber nach zwei Tagen Sonnenschein nur noch halb so schlimm und wir „rutschen“ innerhalb einer Stunde gut durch. Wir erkunden den Osten der Insel immer auf der Suche nach einem guten Stellplatz, der auch mit LKW zugänglich wäre. Eigentlich sind wir heute mit Marion & Peter und deren Reisepartnern verabredet. Gegen Nachmittag erreicht uns allerdings eine SMS, dass sie es heute nicht schaffen, da einer ihrer Hunde leider krank ist. Schade, allerdings hätten wir nur schwer einen Platz gefunden, der auch für die großen Fahrzeuge zu erreichen wäre. Unsere Kabine ist für diese Gegend schon absolut die Größengrenze. Wir bleiben auf einem Plateau mit Blick auf den östlich gelegenen See.( N53 03 10.7 E107 03 37.7)

 

28.05.

Eigentlich steht heute wieder ein Fahrtag an, wir wollen die Hälfte der Strecke bis Ulan- Ude schaffen. Als wir aber gegen 10 Uhr wieder auf dem Festland stehen, entschließen wir die fantastische Gegend und das gute Wetter noch einen weiteren Tag zu genießen und erkunden ein wenig das nur schwer zugängliche Baikalufer. Neben kleineren anspruchsvollen Passagen müssen wir ein kleines, aber beeindruckend tiefes Schneefeld umfahren. Um 14 Uhr ist wieder ein schöner Platz (N52 42 30.1 E106 22 08.0) gefunden und wir lassen den Tag gemütlich ausklingen. Zum Abendessen gibt es geräucheten Fisch mit Salzkartoffeln. Leider keinen Omul – es gibt in der gesamten Gegend zur Zeit keinen geräucherten Omul zu kaufen. Touristen sind noch keine da und die Einheimischen fangen und räuchern den Fisch selbst, sodass es ihn nicht in den Läden gibt. Schade, aber kommt Zeit, kommt Fisch.

 

 

29.05.-1.06.

Heute geht es aber wirklich auf die Strasse, wir müssen zurück nach Irkutsk, um dort auf der M55 den Baikalsee südlich zu umfahren. Luftlinie wären es von unserem Nachtplatz nur knappe 150 km nach Ulan Ude, auf der Strasse sind es dann leider aber doch etwas über 750 km. In Irkutsk treffen wir zufällig die beiden LKW`s, mit denen wir uns eigentlich auf Olchon verabredet hatten, an einem Supermarkt. Die Stimmung ist gedrückt, da Kocki, der erkrankte Hund, die letzte Nacht leider nicht überstanden hat. Er starb an einer durch Zecken übertragenen, Borreliose ähnlichen Erkrankung. Auf Olchon soll er seine letzte Ruhe finden, wenn man es so sagen kann, ein guter Ort, um begraben zu werden.

Die weitere Fahrt verläuft weitestgehend unspektakulär, zwischendurch gibt es immer mal wieder schöne Panoramen auf den Baikalsee, die umliegenden Berge und den Taiga Wald. Leider ist das Wetter wieder einmal ziemlich durchwachsen, sodass wir unter der langen Autofahrt gar nicht so „leiden“ müssen.

Bei Slyudyanka hat der Fischgott dann doch noch erbarmen mit uns und wir können zwei geräucherte Omul fürs Abendessen ergattern – echt lecker.

Die Nacht verbringen wir an einem Sandstrand des Baikalsee, bevor wir dann am Donnerstag die letzten 200 km bis Ulan Ude zurück legen.

 

Ulan Ude ist eine sehr asiatisch geprägte, sympathische Stadt. Wir finden Unterkunft auf dem Parkplatz einer echt bizarren Backpacker-Absteige. Eine Drei-Zimmer-Wohnung, zwei Zimmer mit Stockbetten ausgestattet und das dritte mit Sofas. Dennis, der nette und exzellent englisch sprechende Besitzer, wohnt auch hier. Für ein paar Rubel können wir auf dem Parkplatz stehen und die Facilities nutzen. Dusche, Waschmaschine und abends ein paar andere Reisende treffen macht echt mal wieder Spaß.

Wir erledigen unsere „Internetgeschäfte“ (wie ihr ja bereits lesen konntet) und verbringen den Nachmittag bei einem ausführlichen und sonnigen Stadtbummel.

 

Am Morgen ergänzen wir in einem Supermarkt noch unsere Vorräte für die Mongolei und machen uns nach der Besichtigung zweier buddhistischer Klöster auf den Weg in Richtung Mongolei. Da wir die Grenze lieber an einem Vormittag passieren möchten, suchen wir uns einen letzten sibirischen Steppenstellplatz etwa 100 km davor.

 

Schnell sind die letzten 100 km zurückgelegt und wir stehen pünktlich um 10:10 Uhr am russischen Schlagbaum. Die Ausreiseformalitäten sind schneller und einfacher erledigt als wir es uns je erhofft hätten, alle sind sehr nett und hilfsbereit und so stehen wir bereits um 9:40 Uhr 200 m weiter bei den mongolischen Zöllnern.

Ein Loch im Raum-Zeit-Kontinuum? Nein, nur mal wieder ein Zeitzonenwechsel, diesmal aber „zu unseren Gunsten“.

 

Weiter geht’s in der Mongolei.....