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Mongolei

Altanbulag - Amarbayasgalant - Erdenet - Bulgan - Lun - Hustai NP - Ulanbataar - Binder - Ulanbataar - Mandalgov - Dalanzangad - Sevrej - Bayanling - Bayangobi - Marzad - Bat Ölzi - Kharkhorin - Tsetserleg - Therkiin Tsagaan Nuur - Bayan Nuur - Uvs Nuur - Ulaangom - Khovd - Ölgii - Tsaganuur

Wäre nicht der Weg das Ziel, wäre hier unser Reiseziel

 

1.06.

Ganz so schnell wie bei der russischen Ausreise geht es hier nicht, aber alle sind wirklich sehr nett, viele sprechen ein bisschen Englisch und es gibt fast alle Dokumente auch in englischer Sprache.

Drei Passkontrollen, zweimal Auto durchsuchen, Zoll, Autoanmeldung, KFZ-Steuer, KFZ-Versicherung und eine beeindruckende Unterbodendesinfektion später stehen wir in der Mongolei – Yeah!

Während wir vor der örtlichen Bank bei einem Strassenwechsler unsere ersten 500$ in Tugrik wechseln bekommen wir den Tip, dass hier in Altanbulag gerade ein Kinderfest stattfindet. Natürlich schauen wir dort kurz vorbei, nehmen ersten Kontakt zu den „Eingeborenen“ auf und genießen unseren ersten mongolischen Snack – einen Fleischlolli.

Wir finden so ein Grenzübertritt ist Arbeit genug und so beschließen wir unseren ersten Tag in der Mongolei gemütlich anzugehen. Um 12:30 Uhr ist ein hervorragender Stellplatz, nur 8 km südlich der Grenze, gefunden und wir verbringen den Rest des Tages mit fast nichts tun. Nachdem das Thermometer heute beim Aufstehen -1°C anzeigte klettert es nun bis auf 26°. Der Stellplatz und die kurze Fahrt hierher  erfüllen bereits alle Klischees: sanfte steppige Hügel, Sanddünen, Jurten, Reiter und -O.K.- auch noch ein paar Bäume.

 

Am Nachmittag bekommen wir noch kurz Besuch. Ein Reiter kommt, steigt ab, bindet sein Pferd an und setzt sich grußlos an unseren Tisch. Wir bieten ihm Wasser an, er trinkt, raucht sich eine Zigarette, wir erzählen ihm einige Geschichten, die er nicht versteht, zeigen ihm Bilder unserer Familien und Freunde, er lacht und reitet nach einer halben Stunde wieder von dannen.

 

2.-6.06.

Wir beschließen, gegen die üblichen Reiserouten, nicht gleich nach Ulanbataar zu fahren, sondern erst mal ein bisschen das Land kennen zu lernen. Unser erster Ausflug führt uns zum Kloster Amarbayasgalant, einer der eindrucksvollsten Klosteranlagen der Mongolei. Die ersten 150 km sind gute Teerstrasse, dann biegen wir auf eine Piste in die Berge ab und sind plötzlich „mitten in der Mongolei“. Der Weg zum Kloster ist traumhaft schön, die Piste ist anfangs im Tal des Orchon ziemlich matschig, wird aber schnell trocken und ruppig. Es wechseln sich schnelle Passagen von extrem langsamen ab, die Landschaft bleibt dabei fantastisch.

 

Auch nach dem Klosterbesuch wollen wir nicht auf der üblichen Strecke nach Ulanbataar reisen, sondern beschließen eine „Ablängerung“ durch das Tuul-Tal und den Hustain Nuruu Nationalpark zu nehmen, um schon einmal ein Gefühl für das Land und die Entfernungen zu bekommen. Diese Entscheidung erweist sich als absolut richtig. Der Umweg, obwohl nur etwa 150 km mehr als die Teerstrasse, dauert zwar statt 5 Stunden drei Tage, ist aber ein Traum.

Wir können es nicht fassen hier zu sein, die Landschaft ist wirklich genau so wie wir sie uns immer vorgestellt haben. Unendliche Täler, sanfte Hügel, zum Teil auch schroffe Berge, riesige Schaaf-, Ziegen-, Rinder- und Pferdeherden, überall stehen kleine weiße Ger (mongolische Jurten). Wir fahren über weiche Steppenpisten, rattelige Steinpisten, durchqueren Dünenfelder, müssen die ersten Flussdurchfahrten meistern und immer wieder den Verlauf der Piste suchen. Wir sehen riesige Mönchsgeier, Schwarzstörche, Murmeltiere und Steinadler. Von weitem unsere erste mongolische Gazelle. Kurz und gut, wir sind in unserem siebten Reisehimmel angekommen.

Das Wetter ist toll, wir müssen seit zwei Tagen nicht mehr heizen und hatten gestern beim Fahren auf sehr staubiger Piste sogar schon die Klimaanlage kurz in Gebrauch. Das Licht ist extrem grell und es ist oft noch ziemlich diesig, sodass die Bilderausbeute noch zu wünschen übrig lässt, aber wir arbeiten daran.

 

Weiter ging es entlang des Tuul in den Hustai Nationalpark. Hier ist einer von nur drei Orten an dem nach vollständiger Ausrottung wieder ausgewilderte Przewalski Pferde frei leben. Unsere Hoffnung welche zu sehen war groß, richtig dran geglaubt hatten wir aber eigentlich nicht. Wir wurden aber sehr schnell für die Anfahrt belohnt und konnten neben vielen Murmeltieren und Adlern auch eine kleine Herde Pferde ganz in der Ferne beobachten. Eigentlich wollten wir südwestlich weiter nach Ulanbataar fahren, das war aber leider wegen eines echt hoch stehenden Flusses nicht möglich. Es ging also auf direktem Weg über die Hauptpiste in die Hauptstadt. Auf dem Weg in den Nationalpark passierten wir noch eine riesige 2000 Jahre alte Grabanlage eines alten Turk-Volkes.

11.07.

In Ulanbataar nisten wir uns im Oasis ein, einer weithin bekannten Overlander-Absteige. Es ist sehr schön, etwas abseits der Stadt und wir genießen es, ein bisschen Kontakt zu anderen Reisenden zu knüpfen. Reiserouten werden verglichen, Tipps ausgetauscht und zu guter Letzt tun wir uns noch mit Brigitta und Paul für die nächsten drei Tage zusammen. Die beiden Schweizer sind seit 7 Jahren auf Weltreise in einem Klappdach-HZJ und wir verstehen uns auf Anhieb gut. Im Osten soll es viel geregnet haben und so beschließen wir gemeinsam diesen Ausflug zu wagen. Unsere Entscheidung erweist sich als exzellent, gilt es doch viele Furten und Schlammlöcher zu meistern. Sowohl sie als auch wir wären spätesten an der zweiten Furt umgekehrt. Zu zweit kann man es aber wagen, da man immer ein Bergefahrzeug bereit hat. Fast alle Passagen klappen jedoch ohne dass wir diese Sicherheit nutzen müssen.

Eine kurze Stadtbesichtigung muss vorher aber schon noch sein. Ulanbataar ist eine extreme Stadt, war sie vor knapp 15 Jahren noch eine Jurtensiedlung, ist sie nun eine einzige Baustelle. Hochhäuser, Straßen, Kaufhäuser und Autos, Autos, Autos. Das Strassennetz Ulanbataars ist so überlastet, dass jeder Fahrzeughalter einen Tag die Woche Fahrverbot hat. Trotzdem ist der Verkehr mörderisch, für eine Durchquerung (ca. 6 km.) muss man etwa drei Stunden rechnen.

 

8.06.

Wir verlassen die Stadt ostwärts, vorbei an der riesigen Chingis Khan – Statue. Sie ist ähnlich wie die Statue of Liberty begehbar, dieses Vergnügen ersparen wir uns jedoch. Nach etwa 120 Kilometern können wir endlich die schlechte Teerstrasse verlassen und uns wieder ins Herz der Mongolei begeben. Es stehen einige Felszeichnungen, ein Kloster und der angebliche Krönungsplatz Chingis Khans auf dem Programm, das wahre Ziel ist aber die wunderschöne Natur, Weite und Stille. Unser Ziel ist eigentlich Dadal mit seinen bizarren Felsformationen. Die Landschaft ist traumhaft, wir „müssen“ ständig zum Fotografieren anhalten und genießen die Fahrt wirklich sehr. Auch das ständige Furten von Flüssen oder Bächen und die Durchquerung großer Feuchtgebiete kosten uns viel Zeit. Wir beschließen umzukehren und gemütlich auf anderer Strecke zurück zu fahren. Wir haben zu viert so viel Spaß, dass wir eventuell unsere gemeinsame Reise noch in die Gobi fortsetzen wollen.

 

In Moskau hatte ich noch ein Ministativ auf das Armaturenbrett montiert, um hin und wieder einmal unsere  Perspektive aus dem Auto festhalten zu können. Gestern habe ich mich mal an die Filmchen der bisherigen Mongolei-Tour gemacht und einen kleinen Trailer zusammengeschnitten. Nichts besonderes, auch die Qualität ist leider eher schlecht, wir hoffen aber ihr gewinnt einen kleinen Eindruck aus "unserer Sicht".

27.06.13 - Alles Gute zum Geburtstag Mama-Fantl!!!!

Wir sind wieder in der Zivilisation und es geht uns gut bis hervorragend.

An diesem lauschigen Plätzchen haben wir uns eingenistet. Dank des Gangin-Flusses haben wir fließendes Wasser und nach Tsetserleg sind es etwa 5 Kilometer. Dort gibt es einen Markt und in einem Guesthouse WIFI – also alles was man so braucht.

 

Nun aber ganz von vorne:

 

 

Am 13.06 verlassen wir nach ausführlicher Verabschiedung zu viert das Oasis und damit Ulanbataar. Wir müssen quer durch die Stadt, was aufgrund der frühen Stunde (8 Uhr – die Mongolen sind ziemliche Langschläfer, auch Supermärkte und Werkstätten öffnen erst um 9 Uhr) nur etwa 45 Minuten dauert. Der erste Halt soll das in einem kleinen Nationalpark gelegene Kloster Manzushir sein. Am Taleingang werden sowohl der Eintritt für den Nationalpark, als auch der Eintritt zum Klostermuseum eingezogen – ob man ins Museum will oder nicht. O.K. das wussten wir bereits aus dem Lonely Planet, was wir leider nicht wussten - und auch nicht ahnten, der Nationalpark ist total verdreckt und das Kloster inklusive dem Museum verschlossen. Schade.

Weiter geht es nach Bagagazerin Chuluu, einem kleinen bizarren Granitgebirge in mitten der südmongolischen Trockensteppe. Die Fahrt hierhin ist wieder wunderschön – wir wiederholen uns – aber genau so haben wir uns die Mongolei vorgestellt. Wir finden ein traumhaftes Plätzchen zwischen den Felsburgen und verbringen sowohl den Abend als auch den Morgen mit der Beobachtung hunderter kleiner Pika-Boos, einer Mischung aus Mäusen und Erdhörnchen – zumindest sehen sie so aus.

Ein bisschen arbeiten müssen wir auch noch, denn leider tropft Trinkwasser aus dem Fahrzeug unserer Begleiter Brigitta und Paul. Bei näherem Hinsehen stellt sich heraus, dass der Lamellenschlauch, der den Einfüllstutzen mit dem Tank verbindet, gebrochen ist. Wir können das Problem provisorisch lösen, indem wir unseren, in Knüllwald erworbenen, Kühlwasserschlauch zu einer Schlauch in Schlauch-Lösung einsetzen. Ich hätte es ja nicht geglaubt, aber es hält auch der hohen Pistenbeanspruchung des Folgetages Stand. Wir verlieren nichts von dem hier so kostbaren Nass.

Bei wunderschönem Wetter setzen wir unsere Fahrt auf kleinen aber feinen Nebenpisten in Richtung Süden fort. Vorbei an den ersten Kamelen fahren wir durch die schier endlose Steppe nach Tsagan- und Ulaan Savarga, der roten und weisen Stupa. Dies sind Kalksteinformationen, die von weitem anmuten sollen wie viele kleine Häuser... Wir finden es sind einfach weiße und rote Kalksteinformationen – schön und abwechslungsreich, aber nicht wie Häuser. Heute beenden wir den Fahrtag schon um 15 Uhr und genießen den traumhaften Nachmittag unter den drei einzigen Bäumen weit und breit. In einem davon nistet ein Falke, sodass es auch hier wieder viel zu fotografieren und beobachten gibt.

Obwohl das geflickte Wassersystem der beiden Schweizer dicht hält  einigen wir uns eine etwas solidere Lösung anzustreben. Bei einem Zwischenstopp in dem kleinen Ort Mandalgov besorgen wir noch Ersatzteile. Wir kaufen Kühlerschläuche, ziemlich gebogen, dafür aber mit dem richtigen Durchmesser, Rohrschellen und der nette Ersatzteilhändler zersägt noch den Stahlgriff seines Vorschlaghammers, damit wir passende Verbindungsstücke haben. Frohen Mutes gehen wir um 18 Uhr ans Werk eine endgültige Lösung ist um 21 Uhr hergestellt. (Jürgen, du wärst stolz auf mich!) Jetzt noch schnell den Grill an und das Bier auf...

Bei grauem Himmel jagen wir weiter gen Süden. Die Piste ist wechselhaft, wir fahren zwischen 10 und 80 km/h. Die Landschaft wird immer wüstiger und es staubt unglaublich. Bulldust, FechFech – keine Ahnung wie man es hier nennt. Wir müssen mit gut 1-3 Kilometern Abstand fahren, da der Staub sich gar nicht setzen will. In Dalanzangad gönnen wir uns nach der staubigen Fahrt und der gestrigen Schrauberei eine Dusche in der öffentlichen Waschanstalt und fahren dann noch einige Kilometer weiter in Richtung Yolin Am. Wir hoffen morgen die beiden Schluchten Yolin Am und Dugany Am bei besserem Wetter besuchen zu können.

Der Tag beginnt wie erhofft mit einem spektakulären Sonnenaufgang. Wir packen voller Vorfreude unsere sieben Sachen und fahren weiter zu den beiden schon erwähnten Schluchten. Auf dem Weg findet Barbara folgenden Satz im Lonely Planet: „...an adventurous and rough alternative route takes you through the Dugany Am, a spectacular and narrow gorge barely wide enough to allow a small Jeep to pass...“.

Das hätten wir vorher lesen sollen, wir fahren nämlich entgegengesetzt der üblichen Runde und müssen gut 150 Kilometer über schlechte Piste wieder zurück, sollte es nicht passen. An der Engstelle angekommen stellen wir zunächst die Fahrzeuge ab und durchwandern die Schlucht etwa 2 Kilometer zu Fuß. Der Eingang zur Schlucht ist wirklich extrem eng, Barbara glaubt nicht dass es geht und ich bin mir nicht sicher. Nach der ersten Passage wird die Schlucht jedoch breiter und führt entlang eines kleinen Baches Talaufwärts. Wir beschließen die Passage zu versuchen und besprechen die genaue Fahrlinie. Es muss an alles gedacht werden, denn die Felsen verjüngen sich nach oben und unsere Kabine wird bei der Durchfahrt auch ein wenig schräg stehen.

Dank guter Planung und Einweisung klappt es ohne die kleinste Schramme und wir können unsere Fahrt durch die fantastische Schlucht in die Geierschlucht fortsetzen. Die Geierschlucht – Yolin Am – ist weniger für ihre Geier als vielmehr für den bis Mitte Juli vereisten Bach bekannt. Auch hier unternehmen wir eine kleine dreistündige Wanderung, um das Eis mitten in der Wüste zu sehen. Die Schlucht ist wirklich wunderschön, mit vielen Vögeln, Mäusen, Pika-Boos und ein paar Echsen lohnt die Wanderung wirklich. Das Eis am Ende ist da eher unspektakulär.

Time for Sand! Heute ist es so weit, wir wollen ins Khongorin Els, zu den großen Dünen der Gobi. Gesagt getan, obwohl unsere übliche Abfahrtszeit 7:30 Uhr ist sitzen alle bereits um kurz nach sieben fix und fertig auf ihren Plätzen. Wir durchfahren weiter die Steinwüste immer mit den großen Dünen vor uns am Horizont. Wir haben das Glück eine kleine Herde Antilopen beobachten zu können, die im Galopp aus dem Tal – vermutlich von einem kleinen Bach – in die Berge wetzen. Kurz bevor die Piste nach Süden zu den Dünen abdreht sehen wir rechts den Eingang zu einer kleinen Schlucht. Wir beschließen ihr noch ein wenig nachzufahren, was zu einer wirklich spektakulären „Ablängerung“ führt. Bergauf schlängelt sich ein kleiner Bach durch die Schlucht, dramatisch ragen die Felswände rechts und links auf und wir haben das wirklich seltene Glück eine kleine Herde der seltenen Steinböcke beobachten zu können. Nach etwa 3 Kilometern öffnet sich die Schlucht und gibt den Blick auf eine bizarre Bergwelt frei. Wir finden eine Piste in Richtung Südwesten und gelangen über ein paar sehr schöne Hügel zurück in die Ebene. Nach ein paar weiteren Kilometern sind die Dünen erreicht. Alles ist so anders als wir es aus anderen Sandwüsten kennen. Das saftig grüne Steppengras grenzt direkt an die Dünen – bizarr aber traumhaft schön. Vor nicht einmal 30 Minuten durchquerten wir noch mehrmals einen Bach und jetzt schon so viel Sand...

An einer ziemlich flachen Stelle verringern wir den Luftdruck und durchqueren den Dünengürtel auf seine Südseite. Der Sand ist extrem weich, wir schaffen es ohne zu buddeln, wollen so weit ab vom Schuss aber auch nichts riskieren. Auf der anderen Seite finden wir ein schönes Plätzchen im Sand. Nach einem Bloody-Mary mit Kaviar-Toast verbringen wir den Nachmittag mit Dünenrennen und schreiben.

18.06.

Wir setzen unsere Reise in den extrem abgelegenen Südwesten der Gobi fort, eine Gegend, in der es absolut essentiell ist mit mindestens einem zweiten Fahrzeug und wirklich ausreichend Wasser und Diesel unterwegs zu sein. Es ist sehr einsam, wir sehen keine Jurten mehr und es gibt immer wieder große Weichsandfelder zu durchqueren. Der Hauptteil jedoch ist Steinwüste. Unser Ziel ist ein Canyon am Nemegt Uul. Dieser ist im Dumont als  „Geheimtip“ für Verrückte beschrieben und so ist es auch. Hin und wieder finden wir ein paar alte Fahrspuren, richtige Pisten gibt es keine. Wir kämpfen uns mit Hilfe des GPS durch trockene Flussbetten, über Dünen und felsige Hügel in und durch den Canyon. Die Landschaft ist wieder einmal unfassbar spektakulär wir genießen jeden Meter der gleichsam anspruchsvollen wie wunderschönen Fahrt.

Im Canyon fällt es schwer sich für einen Stellplatz zu entscheiden, ist es doch an jeder Ecke schön. Den Nachmittag und Abend verbringen wir mit kleinen Spaziergängen und Tajine vom Lagerfeuer.

Einstimmig haben wir gestern beschlossen, dass heute das Wetter mal wieder gut wird und treffen uns deshalb um 5:30 Uhr zu einer Sonnenaufgangswanderung durch den Canyon. Wir wandern los, es wird auch hell, aber die Sonne geht wie auch die letzten Tage leider nicht auf. Alles ist grau in grau und wir sind langsam schon ein wenig betrübt, wäre doch alles Erlebte und Gesehene bei Sonnenschein noch viel, viel schöner...

Nach einem späten Frühstück geht es weiter durch den Canyon, jetzt in Fahrtrichtung Norden. Hier ist es noch wilder als gestern, man sieht nur noch Bruchstücke alter Fahrspuren, die immer wieder in Dünen und großen Sandfeldern enden. Wir finden unseren Weg mit viel Vorauslaufen, heute ohne Bergeaktionen und können sogar ein paar Hasen und einen Fuchs beobachten. Weiter geht es bis nach Bayanling, einem kleinen Gobi-Dorf. Hier wollen wir eigentlich nur schnell Diesel  und Wasser nachfüllen, aber alles kommt anders...

Wie auch in Sibirien gibt es in den kleinen Dörfern immer zentrale Trinkwasserbrunnen, die jedoch anders als in Russland nicht mit Handpumpen betrieben werden, sondern ein kleines Pumpwerk haben.

Alle sind sehr freundlich, bestaunen unsere Fahrzeuge und der Pumpenmann hält schneller als ich schauen kann seinen Schlauch in unseren Einfüllstutzen. Es zischt, spritzt und blubbert und mich beschleicht ein ungutes Gefühl. Überall läuft Wasser an und unter unserem Auto herunter. Alle meine Versuche den Pumpenmann zu stoppen scheitern zunächst. Er füllt weiter zufrieden drein blickend Wasser ein. Irgendwann bringe ich ihn dann doch dazu seinen Schlauch abzustellen, doch leider versiegt der Bach unter der Kabine nicht. Uns schwant fürchterliches. Hektisch öffnen wir die Türen und sowohl aus der Kabine als auch aus dem Fahrerhaus kommt uns das Wasser entgegen geschossen. Der Druck hat den Einfüllstutzen vom Tank gesprengt und das ganze schöne Wasser wurde direkt in die Kabine gefüllt. Wir schätzen es müssen 200-300 Liter gewesen sein, konnten wir doch am nächsten Tag beobachten, dass ein 200 Liter Tank in etwa 2 Minuten gefüllt war.

Wir räumen tropfend das Feld und schlagen unser Lager 200 Meter vor dem Dorf auf. Alles steht unter Wasser, wir müssen das gesamte Fahrzeug leer räumen, alles auseinanderbauen und trocknen bevor sich das Holz mit Wasser vollsaugt. Zum Glück geht ein heftiger Wind und alles trocknet schnell. Paul ist praktisch durchgehend damit beschäftigt Dinge an die Wäscheleine zu hängen, um sie 15 Minuten später, trocken und in Sand paniert, wieder abzuhängen. Vollkommen fertig fallen wir nach 7 Stunden putzen, trocknen und schrauben um 22 Uhr ins Bett.

„Neuer Tag, neues Glück“ oder „ein Unglück kommt selten allein“.

Am nächsten Morgen fahren wir verspätet, da doch noch einiges wieder zusammengebaut werden muss, weiter Richtung Norden. Erster Stopp nach 50 Kilometern und etwa einer Stunde Fahrt ist das Dörfchen Bayangobi. Hier tanken wir noch Diesel und schauen uns in den beiden Tante-Emma-Läden am Platz um. Es gibt Eis!!! Wir kaufen vier und schmuggeln sie in unser Tiefkühlfach, um uns am Nachmittag mit Eis und Gewürzkaffee für die Hilfe unserer Reisefreunde bei der Trocknung zu bedanken. Natürlich stellen wir den Kühlschrank dafür von Stufe 3 auf 6.

Unser Ziel ist einer der drei ganzjährig Wasser führenden Gobi Seen, der Orog Nuur. Die Entfernung sind Luftlinie 35 Kilometer, die Route, die wir quer durch die Berge nehmen wollen etwa 60, wobei „quer durch die Berge“ hier wirklich wörtlich zu nehmen ist. Wir brauchen für den Weg, ohne uns auch nur ein einziges Mal zu verfahren, knappe 8 Stunden. Es geht, leider wie immer bei schlechtem Wetter, in steiler Berg- und Talfahrt von 1200 auf 2550 Meter üNN und dann über 15 Kilometer durch ein steiniges Flussbett wieder runter auf 1200 Meter. Es ist absolut atemberaubend, schroffe Felsen, große Steine und immer wieder fantastische Ausblicke in die Gobi-Ebene. Leider halt alles grau in grau. Am See finden wir ein wunderschönes Plätzchen auf einer grünen Wiese mit Blick auf See, Berge und Dünen. Den Abendumtrunk nehmen wir aufgrund des gerade aufkommenden Sandsturmes in unserer Kabine. Mit Blick auf die Zeit beschließen wir es bei Bier zu belassen und das Eis auf morgen zu verschieben.

Eis?! Mir fällt auf, dass der Kühlschrank trotz Stufe 6 gar nicht brummt. Naja, das Bier war ja kalt, wird schon alles richtig sein. Beim Abendessen fällt wieder die ungewohnte Ruhe auf – kein Kühlschrankbrummen. Barbara spült das Geschirr und ich widme mich dem Kühlschrank. Leider ist es wahr, er läuft nicht mehr. Das Licht brennt zwar, ich kann aber weder den Kompressor noch den Lüfter zum Laufen bewegen. Also los geht es Kühlschrank und Kompressor ausbauen. Eine Stunde und 56 Schrauben später liegt alles vor uns. Alle Kabel sehen gut aus, ich prüfe alle Kontakte und Stecker, öffne die Platine - nichts. Niedergeschlagen fummele ich den Kompressor wieder an seinen Platz und versuche ein letztes Mal das Ding wieder zu starten. Ohne zu mucken oder zu zucken läuft er an und beginnt zu kühlen?! Keine Ahnung warum, jetzt 24 Stunden später läuft er auf jeden Fall noch immer.

21.06.13

Den Vormittag verbringen wir an unserem Seeplatz mit zu Ende zusammenbauen, Resttrocknung des Bodens der Fahrerkabine und ein bisschen abhängen...

Nachdem wir um 14 Uhr das nun wieder gefrorene Eis mit einem marokkanischen Gewürzkaffe genossen haben beschließen wir doch noch ein klein wenig weiter zu fahren. Vorbei an einer Quelle, die einfach so aus dem flachen, mit Gras bewachsenen Boden sprudelt, fahren wir entlang des Sees auf die andere Seite. Der Boden ist vollgesogen mit Wasser, was wieder einmal die Auswahl der Fahrstrecke schwierig gestaltet. Auf der  anderen Seeseite ist es noch schöner. An einem Ovoo auf einer kleinen Anhöhe mit einer Düne im Rücken schlagen wir schon nach 20 Kilometern wieder unser Camp auf und genießen, den endlich ein wenig sonnigen Nachmittag mit Blick auf das Treiben zweier Jurten vor der spektakulären Kulisse des Sees am Fuße der Berge. Natürlich bekommen wir Besuch von den Einheimischen und verbringen auch mit Ihnen eine schöne und interessante Zeit. Am Abend zeigt das mongolische Wetter wieder einmal was in ihm steckt. Bei einem stürmischen Gewitter verabschieden wir uns nach dem Abendessen in die Betten.

Der heutige Tag beginnt wie der gestrige endete: Alles ist grau und es regnet. Wir satteln früh die Hühner und reiten weiter Richtung Norden, heraus aus der Gobi. Das Wetter bleibt ungnädig aber spektakulär. Regengüsse, Sturm und ein Hagelschauer wie wir ihn noch nicht erlebt haben gestalten den Tag kurzweilig. Über unendliche Schlammpisten geht die Reise weiter und wir staunen ein um das andere Mal wo wir überall durchfahren können. Es ist wirklich toll so eine Strecke mit einem zweiten Fahrzeug im Nacken fahren zu können. Alleine wären wir vermutlich hier geblieben und hätten gewartet bis die Pisten ein wenig getrocknet sind...

23.06.

Heute ist ein sehr abwechslungsreicher Tag. Wir starten wie immer bei Regen über eine weite Steppenebene bevor es dann langsam bergig wird. Durch viele Flussfurten und Schlammlöcher geht es weiter, wir wollen durch das Tal des Orchon nach Kharkorin. Bei Uyanga erleben wir eine Überraschung, das gesamte Flusstal ist ohne Rücksicht auf Verluste auf einer Länge von etwa 10 Kilometern vollkommen umgegraben. Wir lasen schon von solchen Goldminen, konnten es uns aber nicht wirklich vorstellen. Da heute Sonntag ist, ruht die Arbeit in der Mine und alle versuchen ihr eigenes Glück beim Schürfen auf einem freigegebenen Areal zu finden. Nachdem wir endlich die Mine hinter uns lassen können wird es wieder traumhaft schön. Der Regen versiegt und wir sehen sogar ein paar „blaue Wolken“, die sich mit etwas Anlauf dann zu einem richtig tollen Wetter formieren. Auch die Landschaft ändert sich wieder drastisch, grüne Wiesen, bunte Blumen, schroffe Felsen – und als der erste kleine Lerchenwald auftaucht fühlen wir uns fast wie in den Alpen.

Eigentlich wollten wir heute den Orchon-Wasserfall besuchen, der in wunderschöner Landschaft umringt von vielen Höhlen ein Highlight der zentralen Mongolei sein soll. Bei strömendem Regen und wirklich sehr schlammigen Pisten entscheiden wir uns dagegen und steuern direkt das Kloster Tövkön an. Auch hierhin soll der Weg extrem beschwerlich sein, es liegt aber etwas eher am Weg nach Karakorum. Die Anfahrt zum Kloster gestaltet sich trotz Matsch und Regen nicht allzu kompliziert und am Fusse des Klosterberges angekommen hat sogar das Wetter kurz Mitleid mit uns und stellt den Regen ein. Wir lassen die Fahrzeuge stehen und wandern etwa 3 Kilometer steil den Berg hinauf zum Kloster. Auf dem Gipfel angekommen werden wir mit einem wirklich schönen Kloster in traumhafter Landschaft bei ein wenig Sonnenschein belohnt. Kurz bevor wir die Autos erreichen können, beginnt es wieder zu regnen und wir sind froh die Fahrt fortsetzen zu können. Dieser Teil der Reise stellt sich als der bisher Schwierigste heraus. Die Pisten sind sehr rau, schwierig zu finden und inzwischen zum großen Teil wirklich glitschig. Langsam kämpfen wir uns an den Orchon, um entlang des Flusses dann nach Kharkorin zu fahren. Häufig müssen wir die Pisten verlassen, da die Autos bei der geringsten Schräglage ins rutschen kommen. Schlussendlich verlieren sich alle fahrbaren Spuren direkt am Ufer des Orchon, der ursprüngliche Weg ist abgerutscht und die zahlreichen Umfahrungen über die angrenzenden Berge sind bei diesem Wetter unfahrbar. Wir entschließen uns, nach ausführlicher Auskundschaftung, den Fluss bereits hier „Querfeldein“ zu durchqueren, um die Reise auf der anderen Flussseite fortsetzen zu können. Diese Entscheidung erweist sich als Goldrichtig, ist doch der Boden hier deutlich sandiger und damit nicht ganz so glitschig. Die Gegend ist wirklich traumhaft, spektakuläre Felsformationen, lauschige Flussauen überall Top-Stellplätze – wäre da nicht dieses Wetter...

Gegen 18 Uhr erreichen wir Kharkorin und gönnen uns ein Abschieds-Abendessen in einem Restaurant. Unsere Schweizer Freunde nehmen morgen etwas mehr Fahrt auf, da sie bereits am 4.07. ausreisen müssen. 

 

Wir verbringen knapp zwei Tage in Kharkorin, besichtigen das Kloster Erdenet Zuu und die alte Stadt Karakorum, duschen mal wieder und erledigen einige der Dinge, die die letzten Tage so auf der Strecke blieben. Kabine putzen, ein bisschen schreiben, Bilder sortieren, Auto abschmieren, kleine Reparaturen... Später geht es noch weiter nach Tsetserleg, wo wir vermutlich mal wieder Internet bekommen können, um euch all das zu erzählen.

So, zu guter Letzt noch ein paar bewegte Bilder von unserem Weg bis in die Gobi, sobald es geht kommt dann auch noch ein dritter Teil.

Zwei Tage verbrachten wir in Tsetserleg. Sie waren geprägt von ausführlichen Marktbummeln, es gibt mal wieder zumindest eine kleine Gemüseauswahl, und viel Zeit im WIFI des Fairfield-Guesthouses. Unser Fahrzeug erhielt noch eine Badekur und ist jetzt nach ausführlicher Schlammentfernung sicher wieder 50 Kg leichter. Kurz vor der Weiterreise besuchten wir noch das Zayaiyn Khuree Kloster und das Aimag-Museum, das als das beste im Lande gilt.

Die Fahrt geht weiter Richtung Westen. Durch wunderschöne Landschaft reisen wir wie immer bei grauem Himmel und Regen. Unser nächstes Ziel ist der Khorgo-Therkhiin Tsagaan Nuur National Park mit dem berühmten Khorgo Vulkan. Schon von Weitem kann man die Lavaströme und die Vulkanasche Felder erkenne. Im Nationalpark fahren wir über eine holprige Lavapiste bis an den Fuß des Vulkans, wo wir unser Lager aufschlagen. Es regnet die ganze Nacht. Am Morgen – immer noch bei Regen – beschließen wir, einfach so lange in der Kabine zu bleiben bis das Wetter besser wird

und wir den Vulkan bei Sonne und Weitsicht besteigen können. Wir haben genug zu Essen und noch etwa 100 Liter Wasser. Mal sehen ob und wie lange wir durchhalten...

...Wer uns kennt weiß wie die Geschichte ausgeht. Um 13:30 Uhr wird es einen Hauch heller und der Regen macht eine kleine Pause. Genug gewartet, wir stiefeln uns und besteigen den Vulkan. Klar, auf dem Gipfel bzw. eher dem Kraterrand fängt es wieder an zu regnen und zu stürmen. Es ist dennoch eine atemberaubende Wanderung. Der Vulkan ist mit einem Kraterdurchmesser von nur 800 m ziemlich klein, dadurch aber sehr übersichtlich. Unterhalb des Osthanges im Tal sieht man riesige Lavafelder, man kann sich richtig vorstellen, wie es vor 7000 Jahren aussah als der Vulkan das letzte Mal ausbrach.

Ziemlich durchgefroren fahren wir noch 15 Kilometer bis an den Therkiin Tsagaan Nuur, auch White Lake genannt, und schlagen hier, mit fantastischer Aussicht und sogar bei ein paar Sonnenstrahlen, erneut unser Lager auf.

Unglaublich aber wahr, wir werden von Sonne und blauem Himmel geweckt. Nichts kann uns mehr halten, nach einem gemütlichen Frühstück in der Kabine, draußen hat es 4°C, fahren wir bereits um 7 Uhr weiter. Zunächst geht es über eine schlechte aber wunderschöne Piste nach Jargalant. Die Piste windet sich über Hügel, kleine Pässe und zuletzt entlang eines Flusses durch eine „Parkartige Waldsteppenlandschaft, die ein Gärtner nicht besser hätte anlegen können“ (Zitat Dumont 2011).

Kurz vor Jargalant, dann noch etwas unglaubliches:

Es kommt uns ein 80er entgegen...

mit Dachzelt?!...

mit Markise?!...

Österreichisches Kennzeichen?!...

...es sind Michaela und Johannes, die Beiden mit denen wir eigentlich am Baikalsee zum Frühstück verabredet waren. Nach einem ausführlichen Plausch entscheiden wir uns wieder zu treffen, aber ohne Verabredung, klappt eh besser als mit.

Wir reisen immer weiter Richtung Westen, in Tosontsengel kaufen wir noch Brot, Diesel und füllen das Wasser – natürlich per Knister – auf.

Nach einem winzigen Stück verlassen wir wieder die Hauptpiste. Entlang der Bulnai Störung, einer 850km langen Erdbebenspalte, fahren wir auf einer kleinen Nebenpiste, die mal wieder nur im russischem Militärkartenmaterial verzeichnet ist, weiter Richtung Westen. Unser heutiges Ziel ist der Bust Nuur ein Süsswassersee in diesem tektonisch sehr aktiven Gebiet. Wir kommen gut voran, sodass wir noch etwas weiter fahren. Auf dem Weg kreuzen wir wieder die „Autobahn“, der viele Verkehr (ca. 2 Fahrzeuge pro Stunde) ist aber nichts für uns.

Das russiche Militärkartenmaterial ist trotz seines Alters (ca. 30 Jahre) Gold wert. Sowohl die Papierkarten als auch die OpenStreetMaps kann man hier total vergessen. Ohne die Russenkarten hätten wir gut 2/3 der Strecken nicht so fahren können wie wir wollten, da sie schlicht in keiner anderen Karte verzeichnet sind.

Der heutige Tag war traumhaft. Die Mongolei ist bei solch tollem Wetter einfach noch atemberaubender als sonst. Breits vor 16 Uhr bleiben wir stehen, die Sonne scheint, die Vögel pfeiffen, die Pika-Boos piepen und es riecht unglaublich kräftig nach Kräutern...

6.07. - Ein Höhepunkt am „Tiefstpunkt“

Wir befinden uns am Uvs Nuur auf 750m üNN. Dies ist der tiefste Punkt unserer Mongoleireise. Die letzten Tage hingegen waren ein echter Höhepunkt.

 

Nachdem wir den Buust Nuur und die Bulnai Störung hinter uns gelassen hatten, war das nächste Ziel der Bayan Nuur (erst mal der Südlichere, es gibt nämlich zwei). Der Bayan Nuur ist ein Süsswassersee am Fusse der großen Dünen des Bor Khar Els, also richtig in der Wüste, weit ab von irgendwelchen kartographierten Pisten. In Tsetsen Uul, noch an einer Piste wollten wir unsere Wasser- und Dieselvorräte aufstocken. Leider war die Wasserstelle zunächst geschlossen und nach einer halben Stunde warten, natürlich mit ausführlichen Auto-Besichtigungen, dann defekt. Ein netter Herr nahm uns dann ins Schlepptau zu einer nahegelegenen Quelle, an der wir bestes Wasser bunkern konnten.

Bis zum Bayan Nuur war der Weg einigermaßen einfach zu finden, den Großteil der Strecke konnten wir einer kleinen Piste folgen, nur etwa die letzten 5 Kilometer ging es Querfeldein. Am See fanden wir im zweiten Anlauf einen traumhaften Platz und verbrachten den Nachmittag mit schwimmen und in der Sonne liegen. Am kommenden Morgen umfuhren wir den See noch ein wenig um näher an die Dünen zu kommen. Traumhaft schön!

Die heutige Strecke sollte etwas komplizierter werden als die bisherigen, gab es doch über weite Strecken gar keine Pisten. Unser Ziel ist der Chiargas Nuur, ein 75 km langer, 30 km breiter und 80 m tiefer Salzsee inmitten der Steinwüste. Es sollte eigentlich eine ziemlich direkte Piste geben, die ist aber zumindest im ersten Teil so selten frequentiert, dass man sie wohl eher als Landkartenleiche bezeichnen sollte. Nach etwa 70 Kilometern quer durch die Steinwüste treffen wir auf ein Ger, in dem man bzw. Frau uns eine hervorragende Wegbeschreibung für die weitere Strecke gibt. Durch wirklich abwechslungsreiche Wüste erreichen wir am Abend dann den See. Riesengroß und ganz anders als der Letzte.

Die heutige Strecke soll noch komplizierter werden als gestern. Wir müssen das Khaan Khökhiy Nuruu – Gebirge überqueren. Natürlich haben wir wie immer den Ehrgeiz dies auf direktem Wege zu tun. In den Russenkarten finden wir drei mögliche Pisten, die uns nach Norden bringen müssten. Unsere bisherige Erfahrung mit den über 30 Jahre alten Karten war, in den Bergen stimmen die Pisten meist noch ziemlich genau, in der Ebene kann man sie vergessen. Heute werden wir eines Besseren belehrt, keine der drei Pisten gibt es noch, ich würde sogar behaupten gab es je...

Mitten während des „Rumgegurkes“ sehen wir plötzlich eine richtig gebaute Piste, die in die richtige Richtung steil den Berg hinauf führt. Natürlich folgen wir ihr, obwohl wir doch ziemlich skeptisch sind, haben wir doch seit langem keine „gebaute“ Piste mehr gesehen. Die Pisten hier sind ausgefahrene Wege in der Ebene, bzw. folgen den geographischen Gegebenheiten. Diese Piste ist eindeutig gebaut?! Nach wenigen Kilometern endet die Piste mitten am Berg, es war wohl eine Piste zur Erkundung des Goldvorkommens.

Schlussendlich finden wir nach mehreren Kehrtwenden und einem ziemlichen Umweg dann doch noch über die wunderschönen Berge in die Uvs Senke zu unserem heutigen Etappenziel, einem weiteren Bayan Nuur, diesmal am Rande der Dünen des Bööroög Deliyn Els.

Heute soll es noch einmal so richtig sandig werden. Wir sind ein bißchen aufgeregt, wollen wir doch das Bööroög Deliyn Els auf einer Breite von 50 Kilometern alleine durchqueren. Eine Piste soll es geben, aber nach den Erfahrungen der letzten Tage sind wir da noch nicht so überzeugt. Mit deutlich reduziertem Luftdruck starten wir die Fahrt durch den weichen Sand. Die Dünen, die es zu überqueren gilt, sind zum Glück zu einem großen Teil mit ein wenig Gras bewachsen, sodass man sie ganz gut befahren kann. Und in der Tat gibt es eine Piste (oder eher Spuren) der wir folgen können. Alles klappt hervorragend und wir erreichen nach wunderschöner Fahrt bereits am frühen Nachmittag das Ufer des größten Sees der Mongolei, des Uvs Nuur. Er ist 5 x größer als der Bodensee und gilt mit einem Salzgehalt von 19% eigentlich als Binnenmeer.

So und da sind wir nun. Wir verbringen den Nachmittag mit schwimmen, reiten, den obligatorischen Landkartenpräsentationen und Kabinenführungen – einfach toll!

Als gerade das Holz fürs Abendessen klein gemacht ist, ändert der Himmel plötzlich seine Farbe. Aus der karibischen Stimmung wird rubbeldiekatz ein ausgewachsener Sandsturm im Wechsel mit Gewitter. Der bis dato ruhige See bekommt richtige Wellen und wir müssen sogar unseren Standplatz verlagern, da das Wasser bedrohlich nahe kommt. Ein ziemlich plötzlicher Showdown für diesen beschaulichen Tag, dennoch ein tolles Erlebnis – Gewitter in der Sandwüste...

Hier noch ein paar Bilder aus der gemeinsamen Zeit mit Brigitta und Paul.

Herzlichen Dank Euch Beiden für die schönen Bilder!

7.07.

Entlang des Sees machen wir uns am Morgen auf nach Ulaangom. Hier hoffen wir auf eine Internetverbindung und wollen mal wieder ein paar Lebensmittel, besonders Gemüse und Co. einkaufen. Die Mongolen, bis zum heutigen Tage zum Großteil  Nomaden, sind keine großen Ackerbauern. Hier im Nordwesten gibt es eine große kasachische Minderheit die ein wenig Gemüse und Obst anbaut. Wir freuen uns.

Leider ist Sonntags das Internetcafé geschlossen und der Markt in Ulaangom hält auch nicht so wirklich was er verspricht. Wir machen uns also gleich am nächsten Morgen auf in Richtung Khovd, noch kasachischer und auch ein bisschen größer als Ulaangom. Auf dem Weg, wir fahren ausnahmsweise mal die Hauptpiste, zeigt das Wetter mal wieder alles was es kann. Am Nachmittag erreichen wir dann bei strahlendem Sonnenschein Khovd, und schlagen unser Camp am Ufer des Khovd Gol auf.

Khovd hält was es verspricht. Der Markt ist quirlig, das übliche Gemüseangebot, das aus Kohl, Karotten und Kartoffeln besteht ist um Gurken, Tomaten und !!!Endiviensalat!!! reicher und es gibt eine, zwar quälend langsame aber zuverlässige Internetverbindung.

Wir erfahren, dass vom 9.-11. hier das Nadaam stattfindet und entscheiden natürlich zu bleiben. Leider stellt sich heraus, dass am 9. nur die Anreise der Teilnehmer ansteht und das Programm erst am 10. startet. Wir verbringen also zwei gemütliche Tage mit vielen Marktbummeln, treffen ein paar andere Reisende und laden die letzte Bilderserie auf unsere Homepage.

Das Nadaam ist toll. Ein riesiges Volksfest. Tausende Menschen aus der Stadt und dem Umland versammeln sich im Stadion, die Parkplätze sind brechend voll mit Geländewägen, LKW, Pferden und allerlei anderen Vehikeln. Es gibt zu essen und zu trinken (keinen Alkohol) alle sind herausgeputzt und ausgelassen. „Am Rande“ dieser Party finden dann noch die bekannten Ringkämpfe statt, Bogenschießen und Pferderennen verpassen wir leider, da es erst für den 11. auf dem Plan steht.

Am Nachmittag entscheiden wir dann doch noch ein bisschen weiter zu fahren. Unsere Tage in der Mongolei sind gezählt und wir wollen auf dem Weg zur Grenze noch einen Abstecher in die Berge des Altai unternehmen. Nach zwei Stunden Fahrt bleiben wir an einem mal wieder einsamen Plätzchen stehen und genießen den Blick auf Gletscher und Ebene.

Das Ziel unseres Abstechers erneut ein See, der mal wieder Bayan Nuur heißt. Die Mongolen sind bei der Vergabe von Namen ziemlich unkreativ. Der Weg dorthin ist absolut atemberaubend. Wir überqueren zwei 3000m hohe Pässe, holpern über fürchterliche Geröllhalden, durchqueren unzählige Bäche, immer mit Blick auf die hohen, Schnee bedeckten Gipfel des mongolischen Altai.

12.07.

Gestern, am Nachmittag, sind wir in Ölgii angekommen. Hier ist die Stimmung ziemlich gedrückt, da wegen eines Ausbruchs von Rinderwahnsinn das Nadaam abgesagt wurde. Es ist unser letzter Stopp in der Mongolei. Wir stehen an einem Guesthouse mit WiFi. Von hier aus wollen wir noch einen Tag die Stadt erkunden und vielleicht noch dies und das einkaufen, bevor wir dann morgen über die Grenze nach Russland weiterreisen. Der Abschied fällt uns ziemlich schwer, ist doch die Mongolei genau das, was wir uns unter einem für uns „perfekten Reiseland“ vorstellen. Dennoch sind wir gespannt und freuen uns auf das, was noch vor uns liegt...

12.07. - 30 Minuten nach dem letzten Eintrag:

Die Karten wurden neu gemischt. Heute ist Freitag und die Grenze hat Wochenende. Nächste Möglichkeit nach Russland auszureisen ist Montag 9 Uhr. Plan B, hier noch ein bisschen die Nationalparks zu erkunden, scheitert leider am Rinderwahnsinn, sodass wir noch gar nicht genau wissen was das Wochenende so bringen wird. Von Ölgii haben wir jedenfalls genug gesehen und fahren jetzt mal in Richtung Norden.

 

12./ 13.07.

Da wir die letzte Nacht in der Mongolei nicht in einer Stadt, sondern einsam in der Natur verbringen wollten verließen wir am Nachmittag die Stadt mit Fahrtrichtung Nord. Bei unserer Abreise erfuhren wir aus ziemlich zuverlässiger Quelle, dass die Grenze wegen des (zwar ausgefallenen) Nadaam vom Freitag bis Montag geschlossen sei.

Wir entschieden uns trotz dieser Information wie geplant am Samstag an die Grenze zu fahren um zu sehen ob da nicht doch was geht.... In der Tat war die Grenze geschlossen, wir erfuhren aber aus wiederum ziemlich zuverlässiger Quelle, dass sie ausnahmsweise am Sonntag öffnen würde. Außerdem bekamen wir von einer sehr netten einheimischen Hotelbesitzerin, die gut verstand, dass wir nicht im Hotel sondern lieber draußen übernachten wollten, einen guten Stellplatztip, etwa 10 km entfernt an einem Fluss.

Dort schlugen wir also bereits um 11 Uhr wieder unser Camp auf und verbrachten den Tag mit vielen Besuchern, Reifen durchwechseln, mal wieder abschmieren, Wäsche waschen und putzen. Stets wurden wir durch die Mitbringsel unserer Zuschauer gestärkt. So gab es also über den Tag verteilt immer wieder Snacks aus Ziegenkäse, getrocknetem Quark, irgendwelchen undefinierbaren Krümeln aus Yakmilch, Buttermilch und Kekse.

14.07.

Pünktlich um 8:30 Uhr standen wir an der Grenze die um 9 öffnen sollte. Mit uns in der Schlange noch zwei Motorradfahrer einer aus Canada und einer aus der Türkei, etwa 10 einheimische PKW und ein LKW. Der Schlagbaum war geschlossen, jedoch die Stimmung gut. Es gab einen Uniformierten der irgendeine Gebühr einkassierte (gegen Quittung) und wir konnten sogar unserer letzten Tugrik gegen Rubel eintauschen. Um 9:45 Uhr öffnete sich dann endlich der Schlagbaum und ein kleiner Seufzer ging durch die wartenden, waren wir wohl nicht die einzigen, die bis zuletzt nicht so richtig an den heutigen Grenzübertritt glaubten. Alles andere war das üblich Schlange stehen, stempeln und Fahrzeug vorführen, erst bei den Mongolen und dann nochmals bei den extrem professionellen aber höflichen Russen.

Es war ein komisches Gefühl in Taschanta, dem ersten Dorf nach der Grenze, vor dem ersten Supermarkt anzuhalten. Wir freuten uns wirklich wieder in Russland zu sein und mal wieder anderes als Fleisch, Kartoffeln, Käse und Kohl einkaufen zu können, waren aber auch ehrlich traurig die Mongolei hinter uns lassen zu müssen. Auf all unseren bisherigen Reisen (vor allem ja mit Rucksack) sagten wir uns zum Trost immer „wir können ja mal wieder kommen“. Hier erscheint das ziemlich unwahrscheinlich, ist die Mongolei doch 10.000 Kilometer entfernt von Heidelberg und definitiv für uns kein Rucksackreiseland.

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